Mit einem schelmischen Augenzwinkern.....
Spaziert man mit seinen Hunden gegen Abend oder an Wochenenden in idyllischer Landschaft, kommt man häufig an abgelegenen Plätzen vorbei, wo man unweigerlich von durchdringendem Mörder-Gebrüll aus seinen Gedanken gescheucht wird.
Nicht-Eingeweihte stürzen helfend zum Ursprung des Spektakels, im Hinterkopf schon die verschütteten "Erste-Hilfe-Maßnahmen" herauskramend.
Am "Katastrophenschauplatz" angekommen, stellt man vollkommen überrascht fest, daß außer Aspirin, Blutdruckmitteln und kalter Umschläge nichts gebraucht wird.
GENAU!
Wir sind in der heißen Phase, und zwar mittendrin, im samstagnachmittäglichen Mekka der "anderen" Hundesportler. Hier herrscht noch die felsenfeste Überzeugung, so unumstößlich wie der Glaube an die Treue des Hundes, dass der beste Freund des Menschen stocktaub ist!
Signalroten Kopfes, die Adern zentimeterdick geschwollen, Augen wie Ping-Pong-Bälle, brüllt Herrchen seine Kommandos. Handelt es sich bei seinem Hund um ein alteingesessenes Mitglied des Gehörlosenclubs, wird er die Befehle routiniert befolgen und perfekt abspulen. Recht unterhaltsam wird's bei den Neuen, deren Trommelfelle noch nicht perforiert sind. Irritiert bis belustigt tänzeln und hüpfen die Vierbeiner um ihre Besitzer, eifrig bemüht, die Ursache des Gekreisches herauszufinden.
Hat Herrchen Beute entdeckt?
Gibt es Fressen?
Is wo 'ne läufige Hündin?
Oder hat er vielleicht sogar ne Miezekatze gesichtet?
Das Brüllen vom Herrchen steigert sich zu einem Stakkato, die Gesichtsfarbe wechselt von scharlachrot ins sanft violette, Wut, Verzweiflung und peinliche Verlegenheit, ob dieses vermaledeiten, unintelligenten Köters geben sich die Hände. Der Missetäter erkundet mittlerweile auf's gründlichste das Gelände. Alles wird akribisch abgeschnüffelt. Versteck und Hürde genauestens untersucht und begutachtet.
Irgendwo MUSS ja was zu finden sein, was seinen Besitzer so furchtbar erregt! Der wiederum hüpft zwischenzeitlich auf und nieder, rudert wie ein Ertrinkender mit den Armen, macht tänzelnde Ausfallschritte, rennt immer wieder einige Meter in alle vier Himmelsrichtungen.
Spätestens jetzt fällt es dem Laien wie Schuppen von den Augen, warum es HUNDESPORT heißt. Nach so einer erfolgreichen Exkursion durch den Parcours des Hundplatzes kann sich der interessierte "Zaungast" genüsslich zurücklehnen und auf den Höhepunkt der Darbietung warten: Bringholz-werfen! Herrchen steht nunmehr zittrig auf doch schon unsicheren Beinen, dicke Schweißperlen glitzern auf der Stirn, und wirft mit schwindender Kraft das Holz. Er schreit was die geschlauchten Stimmbänder noch hergeben!
Der Hund mittlerweile offensichtlich tatsächlich taub, starrt in vollkommen verständnislos an.
"BRING ... BRRRRIIING! BRRRRRIIIING!!"
Wutschnaubend schleift Herrchen den depperten Köter am Halsband Richtung Bringholz. Mit regenbogenfarbenem Teint, zur Fratze verzerrtem Gesicht, stöhnt er ein letztes "BRING!" und gibt ihm noch einen helfenden Schubs.
Jetzt kommt das "Sahnehäubchen", das sprichwörtliche Highlight für den staunenden Zuschauer. Hier ist jetzt die Stelle, wo es sich lohnt Wetten abzuschließen!
Wird der Hund ihm den Rest geben?
Wird er aus ihm einen "Goldfischzüchter" machen?
WIRD ER?
Der Hund trabt los, erreicht das Bringholz, Herrchen brüllt und kreischt... Der Hund schnüffelt, und ... HEBT DAS BEIN... JAWOHL!
GEWONNEN!
Ein neues Mitglied der "Goldfischfreunde" wurde soeben erfolgreich geworben!
Das Gesicht des brandneuen Fischliebhabers ist kalkweiß. Er taumelt! Torkelt! Die Knie geben nach und die Beine sacken weg ... Hund eilt zur "Reanimation"! Zu spät! "SPORT IST MORD" ... der Hund wurde verschenkt und läuft jetzt AGILITY im A3!
Natürlich sind Änlichkeiten mit Menschen und Hunden in unserer nächsten Umgebung rein zufällig.